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„Dem hau’ ich eine rein“ – Wenn Katzen mobben

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    [Gastartikel] Katzen kennen kein Mobbing im menschlichen Sinn. Wenn eine Katze einen Artgenossen „mobbt“, dann aufgrund ihrer Instinkte.

    Unseren Samtpfoten werden oft bewusste Verhaltensweisen unterstellt: Die Katze pinkelt auf den Rucksack, weil sie beleidigt ist oder weil Frauchen oder Herrchen geschimpft haben. Der Kater/die Katze verhaut den Artgenossen, weil Eifersucht im Spiel ist …

    Es gibt bei Katzen kein berechnendes/menschliches Verhalten. Wenn etwas passiert, dann ist es häufig ein Hilfeschrei, weil sich die Katze nicht anders zu helfen weiß.

    Mobbing unter Katzen (Symbolbild).
    Mobbing unter Katzen

    Wie äußert sich Mobbing unter Katzen?

    Mobbing zeichnet sich dadurch aus, dass eine Katze (Täter) eine andere Katze (Opfer) ganz bewusst drangsaliert. Dies kann sich durch folgende Verhaltensweisen zeigen:

    • Der Täter verfolgt das Opfer auf Schritt und Tritt (bewacht den Artgenossen rund um die Uhr)
    • Das Opfer wird mit Pfotenhieben attackiert
    • Die Benutzung von Futternapf, Wassernapf, Schlaf- und Ruheplätzen oder der Katzentoilette wird verhindert
    • Die Täterkatze überfällt das Opfer auf der Katzentoilette oder setzt dieses dort fest (das Opfer traut sich nicht aus dem Katzenklo heraus, bzw. wird die Katze das erneute Aufsuchen der Toilette, aus Angst, vermeiden und sich andere Orte für ihr Geschäft suchen = Unsauberkeit)
    • Der Täter wartet hinter Türen, Möbeln etc. und stürzt sich auf das Opfer
    • Es gibt Kämpfe, indem der Täter das Opfer packt, umwirft und mit den Hinterbeinen gegen den Bauch tritt
    • Das Opfer wird auch beim Schlaf nicht in Ruhe gelassen. Oft attackiert der Täter die andere Katze im Ruhe-, bzw. Schlafmodus auf ihren Plätzen
    • Anstarren
    • In Türrahmen legen, so dass das Opfer andere Räume nicht ohne Weiteres betreten, oder verlassen kann, ohne einen Angriff auszulösen

    Mobbing mit großen Auswirkungen auf den Körper und die Psyche

    Beide Parteien (Opfer und Mobber) stehen unter extremem Stress. Vor allem die Opferkatze kommt nicht mehr zur Ruhe. Sie muss ständig auf der Hut sein: Sie kann nicht in Ruhe fressen oder trinken, geschweige denn schlafen.

    Es kommt zum sogenannten Fake-Schlaf: Das Opfer rollt sich eng zusammen, vergräbt die Nase tief im Fell. Die Mimik zeigt zusammengekniffene Augen, eine gerunzelte Stirn, die Ohren lauschen in alle Richtungen… – Das ist kein erholsamer Schlaf, denn die Katze ist immer wach! Bewusst, damit sie den Angreifer frühzeitig bemerkt und flüchten kann.

    Das Opfer steht unter Dauerstress, was körperliche und psychische Erkrankungen begünstigt, wie Blasenentzündungen oder Depressionen.

    Auseinandersetzungen unter Katzen sollten niemals auf die leichte Schulter genommen oder bagatellisiert werden.

    Jeder Katzenhalter sollte sich selbst fragen, wie er sich fühlen würde, wenn er nach Hause kommt und keine ruhige Minute mehr hat. Wenn man Angst haben muss, dass der Mitbewohner hinter jeder Tür lauern kann, um eine Ohrfeige zu verteilen. Wenn man auf der Toilette angegriffen und geschlagen wird. Wenn man Hunger und Durst hat, aber nicht essen und trinken kann, weil die Ressourcen bewacht werden.

    Zum Leid der Katzen gibt es heute immer noch die Ansicht: „Das müssen die Katzen unter sich austragen!“ Nein, das ist dem Tier/den Tieren gegenüber verantwortungslos.

    Warum? Weil sie sich nicht aussuchen können, mit wem sie zusammenleben. Vor allem, wenn sie ausschließlich in der Wohnung gehalten werden. Sie können nicht einfach gehen und den ungeliebten Aggressor zurücklassen. Wir Menschen schon. Aber wir bestimmen darüber, welchen Artgenossen unsere Katze bekommt und verlangen von ihr, dass sie damit gefälligst zurechtkommen muss.

    Warum wird eine Katze zum Mobber?

    Wie oben erwähnt, wird eine Katze niemals bewusst zu einem Mobber. Es ist ein Verhalten, weil der Täter sich nicht anders zu helfen weiß. Gründe können sein:

    • Die Täterkatze fühlt sich in ihrem Zuhause nicht sicher (territoriale Unsicherheit).
    • Die Katze war früher selbst Opfer eines Mobbers (bevor mir das nochmal passiert, mache ich das lieber gleich selbst beim Gegenüber).
    • Es gibt für alle Katzen zu wenig Ressourcen (Wasser- und Futternäpfe, Katzentoiletten, Schlaf- und Ruheplätze.
    • Die Täterkatze ist körperlich und geistig nicht ausgelastet (Beschäftigung und Spiel).
    • Das Opfer benimmt sich wie typische Beute (schwach, geduckte Körperhaltung, Flucht), was dazu führt, dass es wie ein Opfer behandelt wird).
    • Das Revier wurde gewechselt (Tierpension, Tierarztbesuch etc.).
    • Die Katzen sind krank (Erkrankungen lösen oft aggressives Verhalten aus. Bei Mobbing kann sowohl das Opfer als auch der Täter krank sein. Hier ist eine tierärztliche Untersuchung notwendig).
    • Die Katzen sind nicht „kompatibel“.

    Als Anmerkung zur Kompatibilität von Katzen:

    Katzen sind noch nicht lange unsere Haustiere. Gegenüber Hunden sind sie kaum domestiziert (gezähmt, gebändigt) und haben sich bis heute noch nicht an das Leben in Gefangenschaft angepasst.

    Zu ihrem Urverhalten gehört, dass das Revier gegen andere Katzen verteidigt wird… Wir Menschen möchten natürlich, dass unsere Katze einen Artgenossen hat. Aber ist das auch immer der Wunsch der Katze? Nein. Denn: Ob zusammen kommt, was zusammen kommen soll, hängt unter anderem ab von:

    • Wie sind die Katzen aufgewachsen? (Geschwister, Mutter, wann getrennt?)
    • Wurde eine Katze lange als Einzelkatze gehalten?
    • Charaktere der Katzen
    • Alter
    • Rasse
    • Geschlecht
    • Gesundheitliche Einschränkungen
    • Und wie die Katzen zusammengeführt worden sind

    Was kann ich tun, wenn sich meine Katzen mobben?

    Kommt es zum Mobbing, dann schreie deine Katze niemals an, besprühe sie nicht mit Wasser, wirf keine Gegenstände! Dadurch verschlimmerst du das Verhalten nur.

    Im Falle von Mobbing ist es wichtig, das Verhältnis der Katzen untereinander zu verbessern. Besteht das Problem schon länger, dann ist es nicht damit getan, ein bisschen zu spielen, den Katzen zusammen Leckerchen zu geben oder sie kurzfristig zu trennen.

    Bestehen Probleme mit Katzen, dann ist es ratsam, eine zertifizierte Katzenpsychologin zu kontaktieren. Mit einer angepassten Verhaltenstherapie kann das Verhältnis verbessert werden. Damit es nicht zu Problemen kommt, empfiehlt es sich, vor Anschaffung einer neuen Katze, die Inanspruchnahme einer Katzenverhaltensberatung. Hier wird eine passende Katze nach Charakter, Aktivitätslevel, Alter, Rasse und weiteren Gesichtspunkten ausgesucht.

    Autorin des Gastartikels:
    Dieser Gastbeitrag stammt von Claudia – Tierpsychologin mit Schwerpunkt auf Verhaltensauffälligkeiten bei Katzen.

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    Veröffentlichungshinweis:Veröffentlicht: Mai 2025 | Zuletzt aktualisiert: Mai 2025

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